Wuchs: | Hoher Baum bis 55 m (65 m). Kronenaufbau in der Jugend kegelförmig, im Alter an der Spitze abgeflacht. Stamm gerade und sehr walzenförmig. Er verjüngt sich erst im oberen Drittel deutlich. |
Wurzelsystem: | Typischer Pfahlwurzler. Durch ihre bescheidenen Ansprüche an die Bodendurchlüftung und die hohe mechanische Wurzelenergie ist die Tanne in der Lage schwere, staunasse und extrem saure Böden zu besiedeln. Sie erschließt sogar Pseudogleye, deren geringer Lufthaushalt keiner anderen Nadelbaumart eine Durchwurzelung erlaubt. Optimale Standorte sind durch gute Wasserversorgung, hohe Luftfeuchtigkeit und geringe Spätfrostgefahr gekennzeichnet. |
Standort und Bodenansprüche: | Frische, tiefgründige und tonreiche Braunerden entsprechen am besten. Durch ihre tiefe Bewurzelung vermag sie aber auch trockenere Lagen zu besiedeln, wie etwa im Wallis, wo die Niederschlagswerte in manchen Jahren kaum über 400 mm hinausgehen. Als Optimum sind Jahresniederschläge von 1000 bis 2500 mm anzusehen. In den extrem leistungsfähigen Beständen Kalabriens und Kroatiens registriert man 120 Regentage/Jahr.Die obere Verbreitungsgrenze im Gebirge ist hauptsächlich durch Sommerwärme bedingt und fällt nach Norden hin stark ab. In Südalpentälern ist die Tanne bis 1900 m Seehöhe anzutreffen, im Thüringer Wald, dem nördlichsten Areal ihrer Verbreitung geht sie nur bis etwas 800 m. Ebenfalls kennzeichnend für die Tanne sind ihre geringen Lichtansprüche an allen Standorten. Außer der Eibe ist keine andere Baumart in der Lage, bis zu 200 Jahre lang mit bescheidenstem Lichtgenuß zu überleben, um sich nach Freistellung zu einem vollwertigen Bestandesglied zu entwickeln. |
Verwendung: | Da sie äußerst empfindlich auf Trockenperioden und Luftverschmutzung reagiert, ist die Weißtanne für den Garten- und Landschaftsbau wenig geeignet. Bei ungünstigen Standortsbedingungen wird sie häufig von Schädlingen befallen und kränkelt mit einem unerfreulichen Erscheinungsbild. Auf guten Bonitäten im subatlantisch, montanen Bereich ist sie ein unentbehrliches Bestandesglied zu Stabilisierung von Nadelholzbeständen. Allein die Tanne vermag die Ertragskraft schwerer, tonhaltiger Böden voll auszuschöpfen. Dabei werden Gesamtwuchsleistungen erzielt, die allen anderen Baumarten des Bergwaldes wesentlich überlegen sind. An optimalen Standorten ist eine Produktion von 2000 m3 Derbholz je Hektar in 120 Jahren keine Seltenheit. Alttannen erreichen Baumhöhen von über 60 Metern und ein Volumen von 50 m3 Derbholz und darüber. In Urwaldbeständen mit einem hohen Tannenanteil wurden Derbholzvorräte bis zu 1360 m3 je Hektar gemessen. Die höchste Wertleistung wird aber erst mit einem Alter von weit über 100 Jahren erbracht, wobei die für eine optimale Verjüngung nötige Schirmphase eine Verschiebung des endgültigen Abtriebes bis ins Alter 200 zur Folge haben kann. Dieser Umstand bewirkt, daß die Weißtanne keine geeignete Baumart des schlagweisen Hochwaldbetriebes mit seinen kurzen Umtriebszeiten ist. Waldbaulich findet sie die günstigsten Bedingungen bei plenterwaldartiger Bewirtschaftung. Die neuen waldbaulichen Konzepte eines naturnahen, mehrschichtigen Bestandesaufbaues kommen der Tanne aber weitgehend entgegen.Es gilt daher, durch eine verstärkte Absatzförderung, die preisliche Benachteiligung von Tannenholz zu reduzieren und damit die Attraktivität eines verstärkten Anbaues zu fördern. Auftretende Holzfehler wie Frostrisse, Krebsschäden und Mistelbefall sind bei plenterwaldartiger Bewirtschaftung leicht zu entnehmen, so daß nur die wertvollsten Bestandesglieder bis ins hohe Alter verbleiben. |