Fichte – Picea abies

Wuchs:Großer Baum mit regelmäßig kegelförmiger Krone, bis 45 m (50 m) hoch. Die größte bekannte Fichte steht im bosnischen Urwald Perucica und weist eine Höhe 63 m auf. Alter bis 600 Jahre.
Wurzelsystem:Charakteristisch ist die klare Trennung in Horizontal- und Vertikalwurzeln. Von einem oberflächennahen, tellerartigen Horizontalwurzelsystem entspringen zahlreiche Senker, die bei ungestörter Entwicklung tief in den Boden vordringen können. Den stärksten Einfluß auf die Ausformung des Wurzelkörpers üben die Sauerstoffverhältnisse im Boden aus. Sauerstoffarme Bodenhorizonte und Sichten mit gestautem, sauerstoffarmen Wasser werden gemieden und es entsteht ein extrem flaches Wurzelwerk mit sehr kurzen Senkern. Als weiterer Faktor ist das Nährstoffangebot zu nennen. Innerhalb des Bodenprofiles werden die nährstoffreichsten Schichten am intensivsten durchwurzelt. Die Fichte neigt aber dazu, die obersten Humushorizonte besonders intensiv zu durchwachsen. Wird der Nährstoffbedarf des Baumes hier gedeckt, wurzelt er flach und sucht tiefere Bodenschichten nicht mehr auf.
Standort und
Bodenansprüche:
Die Fichte liebt kühle und luftfeuchte Lagen mit mindestens 600 mm Niederschlag. Nur auf Böden mit sehr guter Wasserversorgung kann sie auch längerfristig unter diesem Wert gedeihen. Hitze- und Trockenperioden führen auf seichtgründigen Standorten aber zu hohen Ausfällen und Schädlingsbefall. Im Gebirge steigt sie vielerorts bis zu klimatischen Baumgrenze. Diese fällt in allen Gebieten annähernd mit der 10 Grad Juli-Isotherme zusammen. Krüppelfichten sind in den Südalpen bis in Höhenlagen von über 2400 m zu finden. In diesen Gebirgslagen benötigt sie zum Überleben volles Sonnenlicht. Ansonsten verträgt die Fichte aber längere Überschirmung, ohne die Fähigkeit eines späteren normalen Wachstums zu verlieren. Bei ausreichender Bodenfrische gedeiht sie auf nahezu allen Bodenarten und Bodentypen.
Verwendung:Durch die geringe Härte gegenüber Hitze, Rauch und Immissionen kann eine Verwendung der Gemeinen Fichte im Garten- und Landschaftsbau nur sehr eingeschränkt empfohlen werden. Allerdings wurden zahlreiche Kultivare mit interessanten, meist säulen- oder kugelförmigen Wuchsformen gezüchtet, die sich als Zierbaum auf frischen bis feuchten Standorten und in kühlen Lagen eignen. (Zapfen-Fichte, Säulen-Fichte, Hänge-Fichte, Kegel-Fichte) Die Fichte hat sich wegen ihrer hohen Massenproduktion und der vielseitigen Verwendbarkeit ihres Holzes zur wirtschaftlich wichtigsten Baumart Europas entwickelt. Sie wird deshalb auch weit außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes massiv angebaut, obwohl ihre ökologischen Nachteile längst bekannt sind. Bodenverschlechterung und damit Rückgang der Ertragsfähigkeit, die hohe Anfälligkeit gegenüber Sturm- und Insektenschäden, die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes sowie eine Verarmung der natürlichen Tier- und Pflanzenwelt werden wegen der kostengünstigen Aufforstung, der geringen Verbißgefährdung und des unproblematischen Holzabsatzes im Vornutzungsalter häufig in Kauf genommen. Die Nachteile der Fichte können dort, wo Boden- und Klimaverhältnisse den Anbau nicht überhaupt ausschließen, durch eine Mischung mit standortheimischen Baumarten weitgehend gemildert werden.
Mitverantwortlich für die hohe Anfälligkeit von Fichten-(Rein)Beständen auf klimatische Einwirkungen und den Befall durch Schadinsekten ist die Nichtbeachtung der Herkunftsfrage bei der Aufforstungstätigkeit in den vergangenen Jahrzehnten. Diese Sorglosigkeit gegenüber den Gesetzen der Genetik führte zur massenhaften Verfrachtung von Zapfen, Saatgut und Pflanzenmaterial quer durch Europa, nach rein monetären Gesichtspunkten. Zahlreiche Herkunftsversuche belegen aber eindeutig, daß gerade die Fichte aufgrund ihrer großen vertikalen und horizontalen Verbreitung zahlreiche Lokalrassen ausgebildet hat und die richtige Provenienzwahl eine entscheidende Rolle für den Anbauerfolg spielen kann.

Quelle:
E.Herzog, A 4810 Gmunden
www.baumsamen.com